© Martina Taylor / PIXELIO |
Mein erster Besuch bei einem Gitarrenlehrer nach ca. 6 Wochen Gitarrenerfahrung war nicht sehr erfolgreich. Das Umfeld passte nicht – ein 3-qm-Raum in einer Musikschule im Charme der 70er Jahre – der Lehrer schaute pausenlos auf die Uhr, um seinen Anschlusstermin nicht zu verpassen, die Chemie war anstrengend und außerdem hätte ich eine vertragliche Bindung über mindestens 6 Monate eingehen müssen; insgesamt ein abschreckendes Erlebnis.
Nun vor ca. 4 Wochen fand ich einen Anschlag mit Telefonabreisszettel am Laternenmast in der Nähe meiner U-Bahnstation. „Gitarrenlehrer – Ich übernehme jeden Fall, 18 Euro die Stunde, keine vertragliche Bindung). „Kann ja nicht schaden“, dachte ich mir und riss einen Zettel ab. Der Lehrer war nicht sofort zu erreichen. Ich legte den Zettel beiseite und vergaß ihn auch relativ schnell wieder.
Ich hatte mich ja dafür entschieden zumindest vorerst weiter als Autodidakt Gitarre zu lernen. Auch wenn ich jeden Tag übe, so ist das Voranschreiten dennoch mühseelig. Neue Stücke habe ich kaum gelernt. Mein Übungspensum galt eher den bereits bekannten Stücken den „vorletzten“ Schliff zu geben. „Nothing Else Matters, Sweet Home Alabama, Johnny B. Goode usw.“ werden aber mit der Zeit auch relativ eintönig und das nicht nur für die Ohren. Ich vermute auch, dass Abwechslung beim Üben eine sehr große Rolle spielt. Diese Abwechslung fehlte mir und vor allem meinen Fingern nun schon eine ganze Weile; die erhofften Fortschritte wurden zumindest gefühlt immer kleiner.
Mein Glück also, dass sich Frank – so heißt mein Lehrer – dann aufgrund meines Anrufs zurückmeldete. Wir machten einen Termin für eine Probestunde aus und ich hoffte auf das beste.
Montag Abend vor 4 Wochen betrat ich zum ersten mal Franks Wohnung. Damals hab‘ ich nicht gleich geschnallt, dass es seine Wohnung ist. Mittlerweile weiß ich es aber. Im Zimmer hängen und stehen ca. 20 Gitarren in allen Ausführungen, eine riesige CD-Sammlung verstaut in mehreren großen Regalen schmücken die einzige Gitarren-freie Wand. Eine Couch und ein kleiner Tisch und ein Stuhl komplettieren den „Wohnraum“.
Frank selbst ist schätzungsweise mitte 40 und passt vom äußeren perfekt in seine Wohnung. Nein, er ist nicht etwa mit 30 Gitarren geschmückt: Sein Auftreten und seine Kleidung sind lässig. Ein typischer Musiker bzw. Künstler könnte man sagen.
Wir schwatzen ein bisschen über dies und das. Er habe bis vor kurzem an einer Musiksschule unterrichtet, musste aber aufgrund eines Problems mit seinem rechten Arm kürzer treten. Seitdem unterrichtet er von zu Hause aus und verdient sich somit sein tägliches Brot. Ich erkläre ihm im Gegenzug, wie ich zum Gitarrespielen gekommen bin und wie lange ich bereits spiele. Da ich keine Gitarre dabei hab, reicht er mir eine Semiakustische Jazzgitarre von der Wand. „Die ist aus den 60ern“, scherzt er. Ich weiß wie so oft nicht, ob er es ernst meint, oder versucht einen Witz zu reißen.
„Zeig mal, was du spielen kannst.“ Ich spiele „Nothing else Matters“ vor und habe so meine Probleme mit der riesigen Gitarre und meinen kalten Händen, aber es klappt doch ganz gut. Frank scheint sich sein Bild gemacht zu haben und schlägt zunächst vor ein paar Akkorde zu spielen. Er zeigt mir den Rythmus-Part von Nirvanas „Polly“ und ich versuche ihm zu folgen. Als das ganz gut klappt, zeigt er mir noch einen kurzen Lick alá Jimmy Hendrix. Während ich übe, begleitet er mich ständig auf einer seiner zahlreichen Gitarren. Manchmal bringt es mich aus dem Takt, aber meistens klingt es ganz gut und spornt mich an.
Als die Stunde viel zu schnell zu Ende ist, fragt er mich, ob ich denn wiederkommen möchte. „Natürlich“, sag ich. Seitdem bin ich nun immer Dienstag Abend zum Gitarre lernen verabredet. Mittlerweile habe ich die 4. Stunde hinter mir und kann relativ fehlerfrei, aber noch nicht im richtigen Tempo „Stairway to Heaven“ spielen. Außerdem übe ich am Main-Riff von Nirvanas „Smells like teen spirit“.
Zusammenfassend muss ich sagen, dass die 4 Stunden und die 4 Wochen üben mich weiter vorangebracht haben als die letzten 3-4 Monate. Das Feedback und die Hinweise eines Experten sind echt Gold wert. Allerdings bin ich auch froh, mir vieles vorerst selbst angeeignet zu haben, das lässt mich auf einem beachtlichen Niveau nun weiterlernen. Die nächste Stufe ist somit geschafft und ich hoffe, dass es von nun an kontinuierlich bergauf geht.
Viele verstehen nicht das das Geld für einen Lehrer oftmals besser angelegt ist als in neues Euquipment 😉
Es dauert leider oft lange, bis man den richtigen Lehrer findet. Die Chemie muss einfach stimmen, denn es hat absolut keinen Sinn, da mit einem zu sitzen, der eine völlig andere Vorstellung von Musik hat, als man selbst. Deswegen hoffe ich, dass du auch weiter mit deinem neuen Lehrer zufrieden sein wirst!
Also wenn man dann zwischendurch ab und zu was selbst lernen will habe ich ne gute Site gefunden die dafür PDFs und VIdeos hat.
Also die Orginalbücher. Echt gut.
http://goodguitarline.blogspot.com/
Aber ein Lehrer ist Gold wert. Da stimme ich zu.
Einen Musiklehrer zu finden – das ist wirklich nicht so einfach. Es muss einfach auch menschlich passen und nicht nur musikalisch.
Dennoch ist es wichtig, dass man einen hat, finde ich. Youtube etc. kann zwar für den Anfang und auch Zwischendurch etwas helfen, aber den richtigen „Flow“ bekommt man nur im persönlichen Eingehen auf die eigentlichen musikalischen Bedürfnisse…
Da muss vieles passen. Die Chemie und das Vertrauen in den Musiklehrer, der Preis für die Stunden und die Location.
Vielen nutzt es auch, wenn der Lehrer Hausbesuche anbietet. Da spielt man dann in seinem gewohnten Umfeld.