Interessanter Weise kaufe ich mir meine neuen Gitarren immer zu Weihnachten bzw. um die Jahreswende; so auch dieses Mal. Meine ersten Gehversuche habe ich Ende 2007 mit einer Gio Ibanez aus einem Jumpstartset (inkl. Verstärker, Tuner, Gigbag, etc.) für etwa 300 Euro unternommen. Die Qualität der Gitarre war für den Anfang durchaus passabel, allerdings stellte sich nach und nach für mich heraus, dass der Klang des Instruments nicht so prickelnd ist. Über ein Jahr und spielt ich das Griffbrett der Japanerin rauf und runter und die meiste Zeit sogar auf dem gleichen Saitensatz.
Anfang 2009 habe ich mir dann mit der Yamaha F310 eine Western- also Akustik-Gitarre zugelegt. Für den unschlagbar günstigen Preis von 130 EUR bekam ich hier eine wohl klingende und sehr gute spielbare Gitarre. Allerdings juckte es mich seit dem in den Fingern; ich wollte unbedingt eine neue E-Gitarre.
Nun Anfang 2010 ist es soweit. Ich habe mir im Bunker in Hamburg bei Just Music bzw. Just Guitars and Basses mein erstes LP-Modell gekauft; eine Westone XL10. „Was? Westone, nie gehört.“, werdet ihr jetzt sagen. Zurecht, denn mir ging es nicht anders. Bevor der nette Kollege aus der Gitarren-Abteilung mir das Teil in die Hand drückte mit den Worten: „Weiste was? Bevor ich dir was anderes zeige, nimm erstmal die hier; spaßhalber… Eingeleimter Hals, ich weiß nicht, wie die das für den Preis machen.“
Eigentlich hatte ich mich ja schon auf eine Epiphone Les Paul Custom für ca. 400 EUR eingeschossen, allerdings haben sowohl Gibson als auch Epiphone derzeit wohl arge Lieferschwierigkeiten. Die Epiphone war leider nicht vorrätig, auch in keiner anderen Variante. Einziges Alternativmodell – eine echte Gibson mag ich mir aktuell noch nicht leisten – war die „Swede“ von Hagström, allerdings preislich auch schon recht anspruchsvoll mit ca. 600 EUR.
Also schnappte ich mir die Westone – übrigens eine deutsche Gitarrenschmiede – und setzte mich an den nächsten freien Amp-Platz. Die Gitarre war ziemlich schwer im Vergleich zu meiner Ibanez, aber das ist bei einem LP-Nachbau nicht verwunderlich. Die Les Pauls wiegen in etwa um die 4 Kilogramm. Die XL10 dürfte das gleiche Gewicht haben. Schwerer kamen mir nur die Monster-Gitarren von Hagström vor. Die Gitarre lag aber trotz des realtiv hohen Gewichts sehr gut in der Hand. Das Griffbrett war soweit ich das beurteilen kann sehr leicht zu bespielen und ist insofern auch prima für Anfänger wie mich geeignet. Der Sound erinnert aufgrund der zwei verchromten Humbucker-Abnehmer und des soliden Korpus sofort an den der „Paula“. Ich möchte mir nicht anmaßen zu schreiben, dass er an den Sound des Originals heranreicht, zumal ich diesen ohnehin nur von Aufnahmen kennen. Allerdings ist der Sound genauso markant und typisch, wie ich mir das von einem Nachbau gewünscht hätte.
Die Decke ist gewölbt und mit einem Faded-Burst-Finisch versehen. Die Westone XL10 sieht einfach nur schick aus. Die Verarbeitung ist für mein zugegebener Maßen noch ungeübtes Auge tadellos. Die 2 Volumen und Klangregler halten die Stellung wie gewünscht und lassen sich prima bewegen. Der Toogle-Switch zum Umschalten zwischen den Tonabnehmern ist etwas blöd positioniert, aber das gehört sich nun mal so bei einem LP-Modell. Nicht zu erwähnen brauche ich eigentlich, dass die Gitarre Bund- und Oktavrein ist sowie eine optimale Saitenlage ab Werk verpasst bekommen hat.
Einziges Manko, dass ich auf anhieb erkennen kann sind die Mechaniken. Diese sehen recht „billig“ aus, da sie an den Köpfen mit Kunststoff überzogen sind. Allerdings gibt’s das in ähnlicher Form auch bei einigen Original-Modellen. Die Mechaniken müssen schon um einiges rotiert werden, bevor sich der Ton merklich ändert. Das kann beim Saitenwechseln sicherlich nervig werden, sollte aber auch dafür sorgen, dass die Gitarre die Stimmung besser hält, als beispielsweise meine alte Ibanez.
Alles in allem bin ich mit der Gitarre bisher sehr zufrieden. Der dauerhaufte Praxistest steht freilich noch aus, aber falls sich was tut – zum positiven als auch zum negativen – werde ich das natürlich hier vermerken.
Achja, fast hätte ich es vergessen. Die Gitarre gabs für schlappe 250 EUR, was dem aktuellen Marktpreis entspricht. Jetzt weiß ich auch, was der Verkäufer so schmunzelnd andeutete.
Fazit: Die Westone XL10 ist ein sehr schön verarbeitetes LP-Modell für Einsteiger zum schmalen Preis, das nicht nur so aussieht wie eine Original-Paula sondern auch „fast“ so klingt.
Anbei noch ein paar technische Daten zur Westone XL10:
- Korpus aus Basswood
- gewölbte Decke, Korpusbinding
- Faded Burst Lackierung
- eingeleimter Maple-Hals
- Rosewood-Griffbrett
- cremefarbenes Griffbrettbinding
- Perloid-Einlagen
- 24.75″ Mensur
- 22 Bünde
- 2 x Wilkinson® Humbucker mit Chrom-Cover
- 3-Wege-Schalter
- 2 x Volumen-Regler
- 2 x Ton-Regler
- Chrom-Hardware
- „Kluson-Type“-Mechaniken
Einige mir bekannte Tests gibt’s hier zu finden:
http://www.ultimate-guitar.com/reviews/electric_guitars/westone/xl-10/index.html
http://marcobehnke.name/reviews/detail/article/westone-xl-10/
Hier noch ein paar Bilder (Quelle: http://www.westone-guitars.com/)
Die XL 10 Ist sehr gut
WESTONE „deutsche Gitarrenschmiede“???
Westtone baute bis Ende der 90er in Japan. Seitdem in Korea und China. Auch die Japaner müssen sparen. Mit „deutsch“ hatte Westtone noch nie was am Hut.
P.S. Ist so schwer, weil Schichtholz mit Fotofinisch. Klingt wie Paula?
Schon mal eine Paula am Amp gehört?
Grüße Ron
Hi Ron,
vielen Dank für den Hinweis. Ich habe die Stelle mal korrigiert/gestrichen. Weiß auch nicht mehr, wie ich darauf gekommen bin. Vermutlich hat mir der Verkäufer da was falsches erzählt. Was den Klang angeht kann die Gitarre bei dem Preis natürlich nicht mit einer echten mithalten. Für mein ungeübtes Ohr und den Preis ist der Klang aber durchaus angenehm.
Vielen Dank für deinen Kommentar.
Bernd
Wer klugscheißen will, sollte schon klug sein, ansonsten bleibt nur…
Quelle:
https://en.wikipedia.org/wiki/Westone_(guitars)
„The first guitars to bear the Westone name were made by manufacturers in East Germany and Italy until 1975, when Japanese company Matsumoku acquired the rights to the Westone name, producing acoustic guitars and copies of some US models“
Ich habe seit kurzem eine Westone XE 10, als Zweitgitarre im ES style zu meiner Gibson SG. Und ich muss auch sagen, dass ich die Qualitaet sehr gut finde. DiecWilkinson PUs sind nicht zu unterschaetzen.Sie sind recht outputstark und klingen sehr aehnlich wie Gibson Classic 57, mit einem leichten Einschlag in Richtung des moderneren 490ers von Gibson. Jedenfalss PAF-maessig. Der Korpus aus Linde gibt der Gitarre einen kraeftigen, aber immer definierten Bass- und Mittenbereich schon akustisch gespielt, bei gleichzeitig strahlenden und singenden Hoehen.
Das Deckenfinish ist kein Fotofinish, wuerde ich sagen. Rs sieht schon nach Echtholzfurnier aus. Aber es ist natuerlich nur Ahornfurnier, die Decke ist auch Linde. Zwar preiswertes, aber dennoch gutes Klangholz. Hals Ahorn, ziemlich schlank, gut abgerichtete und entgratete Buende. Saitenlage nicht schlechter als auf der SG und anderen E-Gitarren des Gibson-Typs. Sauber gekerbter Sattel. Die Lackierung und das Binding sind auch sehr ordentlich gemacht. Hardware aus chinesischem Stahl, aber nicht der allerbilligste. Erfuellt absolut seinen Zweck. Mechaniken in der Tat nicht top, aber zunaechst akzeptabel. Sind aber andere als auf der LP-Copy.
Gute Potis, jedenfalls faden sie ueber 3/4 bis 4/5 des Regelwegs sehr gleichmaessig Lautstaerke und Hoehen weg. Man kann so sehr gute Sounds in der Mittelstellung finden. Klinkenbuchse und Toggleswitch sind auch nicht die schlechtesten.
Insgesamt finde ich sie hinsichtlich Klang und Bespielbarkeit deutlich besser als eine Epi Dot oder ander in der Preiskategorie. Vor allem der Sound ist dank der ueberraschend guten PUs erheblich kraftvoller und authentischer als der Epis, wenn sie auch nicht exakt so klingt wie eine echte ES 335.
Auch der akustische Ton ist wie gesagt schon erstaunlich spritzig, tragfaehig und voluminoes.
Der Hals ist super leicht zu spielen, besser als auf der SG und noch einer anderen Gibson, die ich oefter spiele.
Bin nicht ganz fertig geworden.
Jedenfalls spiele ich schon kange Bass und seit ein paar Jahren auch Gitarre (eigentlich nur nich) und kenne ubd besitze Qualitaetsinstrumente. Und daneben schneidet dieses China/Midell sehr gut ab. Fuer den VK von 300 bis 3340 € kein Fehler. Me haniken kann man irgendwann tauschen. Der Rest ist ok.
Zur Bespielbarkeit moechte ich nich sagen, dass ich tatsaechluch einige Konkurrenz-Typen getestet habe, wirklich viele Exemplare. Und bei keiner Epi etwa waren die Buende so gut abgerichtet.
Keine Ahnung, wie hoch die Serienstreuung bei Westone ist, oder wie gut die Qualitaetskontrolle.
Meine jedenfalls ist nicht schlecht verarbeitet und allem Anschein nach auch nicht aus dem allerbilligsten Stueck vom Baum mit zehn Astloechern gemacht.
Mit Deutschland hat das wieder in Betrieb genommene Westone-Label insofern zu tun, als es wohl einen Importeur namens Musik Meyer gibt, der sie mehr oder weniger unter dem Label herstellen laesst oder jedenfalls in der EU vertreibt.
Sie ist keine Gibby, aber eine gelungene Kopie in der Preisklasse mit unerwartet gutem Sound und ich wuerde sie weiter empfehlen.
Hi,
ich habe mir diese Gitarre ebenfalls gekauft und bin auch sehr zufrieden, nur dass ich leider nicht weiß wo ich an Ersatzteile komme. Würde mich über eine Rückmeldung freuen.
Jan
Ersatzteile werden leider nicht von Musik Meyer angeboten, da man dort die Westone-Modelle nicht mehr vertreibt (warum eigentlich ? – sind doch gute Instrumente in der Preisklasse, die sich nicht verstecken brauchen hinter anderen Labels, eher im Gegenteil…)
Was für Teile suchst Du denn?
Die meisten Teile kann man durch andere Teile aus dem Zubehör-Bereich ersetzen.
Ich habe meiner einen Satz Grover Nierenflügel-Tuner spendiert… für 31.- Teuro inkl. Versand bei ebay.
Arbeiten sehr gut und sehen gut aus.
Inzwischen ist mir die XE-10 so ans Herz gewachsen, dass ich öfter auf ihr spiele als auf der Gibson SG, die eine erstklassige und sehr feine Gitarre ist.
Zwischenzeitlich hatte ich auch mal eine ES-Copy von Cane, baugleich Samick, aus Korea.
Die war top versrbeitet
…wieder zu früh abgeschickt…
also: Diese Cane hatte einen Ahornbody und einen Sustainblock, der möglicherweise auch aus Ahorn, vielleicht auch aus Mahagoni war.
Und heissere Pickups als die Wilkinsons in der Westone.
Insofern war sie soundmäßig näher am Original, welches ich einige Male getestet habe.
Ich habe dennoch die XE-10 behalten, da sie für mein Ohr einfach „feiner“ klingt.
Ich mags lieber etwas klarer und glockiger und weniger brachial. Kommt einem Blues- und Jazzsound, wie ich ihn mag, etwas mehr entgegen.
Aber sie kann schon auch rockig, keine Sorge…
Der Klangunterschied kommt meiner Meinung nach einmal vom Linde-Korpus und andererseits eben von den PUs.
…wieder zu früh abgeschickt…
also: Diese Cane hatte einen Ahornbody und einen Sustainblock, der möglicherweise auch aus Ahorn, vielleicht auch aus Mahagoni war.
Und heissere Pickups als die Wilkinsons in der Westone.
Insofern war sie soundmäßig näher am Original, welches ich einige Male getestet habe.
Ich habe dennoch die XE-10 behalten, da sie für mein Ohr einfach „feiner“ klingt.
Ich mags lieber etwas klarer und glockiger und weniger brachial. Kommt einem Blues- und Jazzsound, wie ich ihn mag, etwas mehr entgegen.
Aber sie kann schon auch rockig, keine Sorge…
Der Klangunterschied kommt meiner Meinung nach einmal vom Linde-Korpus und andererseits eben von den PUs.
Damit mich keiner falsch versteht – eine echte Gibson ES 335 ist schon noch mal was ganz anderes, hinsichtlich der Verarbeitung, dem Material, usw. Die kostet aber auch ein paar Taler mehr…
Nicht schlecht für Anfang )))