Jörn, ein guter Freund von mir, der auch unter www.livesportfan.de bloggt, hat mich vor einigen Wochen gefragt, ob ich nicht mit zu Mark Knopfler in die ColorLine Arena bzw. O2 World möchte. Ich habe gar nicht lange überlegt und die Gelegenheit beim Schopf gepackt, einen der größten Gitarristen einmal live zu erleben.
Ich würde mich nicht als typischen Knopfler-Fan bezeichnen. Eigentlich bin ich dafür ein paar Jahre zu jung. Seine größten Zeiten zusammen mit den Dire Straits in den 80ern habe ich gar nicht miterlebt. Im Grunde hat mich das Interesse für die Gitarre auf Mark Knopfler aufmerksam gemacht. Ich habe ja schon beschrieben, dass ich über John Petrucci zur Gitarre gekommen bin. Neben seinen Stücken saugte ich in kurzer Zeit alles auf, was großartige Gitarristen hervorbrachten. Ich schaue mir immer noch regelmäßig Videos der großen Gitarristen wie Slash, Mark Knopfler, Joe Satriani, Pete Townsend, etc. an um mir im Idealfall was abschauen zu können, aber vor allem um zu hören, was man alles mit diesem Instrument anstellen kann.
Mark Knopfler hat dabei eine ganz besondere Eigenart, die mich nach wie vor fasziniert. Er spielt die elektrische Gitarre nicht wie die meisten seiner Kollegen mit einem Plektrum, sondern ausschließlich mit den Fingern der rechten Hand. Man könnte meinen, er hätte das Finger Picking erfunden. Der Sound der dadurch ensteht ist einfach unvergleichlich und in seiner Bandbreite einzigartig. Zusammen mit dem Kniff, beim Anschlag der Saite, den Lautstärke-Regler aufzudrehen, ensteht der für ihn so markante Dire Straits Gitarrensound.
Am Mittwoch den 16. Juni 2010 war es dann also soweit. Gegen 18 Uhr fuhren wir gemeinsam Richtung Color Line Arena; vorher noch ein wenig gestärkt und dann auf ins Getümmel. Was mir sofort auffiel und mir eigentlich schon vorher hätte klar sein müssen, ich drückte den Altersdurchschnitt ganz erheblich. Die meisten angereisten Fans waren 45+ und so verwunderte es auch nicht, dass in der Halle ausschließlich Sitzplätze aufzufinden waren. Das wiederum war eine Premiere für mich. Ich hatte schon einige Konzerte erlebt, bei denen man auf den Rängen sitzen konnte – was aber aufgrund der Stimmung meist niemand tat – aber dass alle zum Sitzen eingeladen wurden, hatte ich so nicht nicht erlebt.
Doch nicht nur die Fans saßen, nein auch der Meister selbst. Mark Knopfler hatte Rücken und betrat die Bühne um sich dann sofort auf einen Hocker zu postieren, auf dem er die meiste Zeit dann Gitarre spielte. Er sagte, dass sein Arzt ihm verboten hätte zu stehen, er dürfe eigentlich nicht mal laufen. Spätestens nun wusste jeder, dass nicht nur die meisten seiner Fans in die Jahre gekommen sind. Doch das Alter – in seinem Fall gute 60 – und Äußerlichkeiten – immer schütteres Haar – keinen Rückschluss auf die Kunst zulassen, bewies Mark Knopfler als die Musik zu spielen begann sehr eindrucksvoll. Zusammen mit einer hervorragenden Band, die wirklich allesamt aus genialen Musikern bestand, die jeder mehr als ein Instrument hervorragend beherrschten, spielte Knopfler viele seiner Solo-Songs aber auch einige Dire Straits Klassiker. Dabei stand natürlich die Gitarre im Vordergrund. Die Begleitung aus Streichern, Flöten und Akkordeons, sorgte aber für eine schöne Folk-Atmosphäre. Neben „Brothers in Arms“ und „So Far Away“ gab er auch „Telegraph Road“ zum besten.
Dabei wechselte er mit jedem Song seine Gitarre. Neben einer Gibson Les Paul und einer – wenn ich das richtig erkannt habe – glitzerneden Resonator-Gitarre gehörte natürlich auch die knallrote Fender Stratocaster zum Equipment, mit der er dann wie gewohnt „Sultains of Swing“ zelebrierte. Mit seiner rauchigen Stimme und schottischem Dialekt verzauberte er das Publikum und nahm es mit auf eine Reise, auf der sich jeder einzelne, ob sitzend oder stehend so jung fühlen konnte, wie er es gerade wollte. Für die einen war es eine Reise in die Vergangenheit, in die Jugend, für mich war es ein einmaliges musikalisches Erlebnis mit einem einzigartigen Mark Knopfler.
Falls sich für den ein oder anderen von Euch noch einmal die Gelegenheit ergeben sollte, Mark Knopfler live zu erleben, und diese Art von Musik euch ein wenig anspricht, dann ergreift sie. Ich bin jeden Falls sehr froh, dort gewesen zu sein.
Teaserimage by Oettingde (http://www.flickr.com/photos/oettingde/)
Großartiger Abend mit dem alten Mann! Live-Konzertatmosphäre ist sicher was anderes, aber er ist in der Lage nur mit Musik den Raum zu füllen.
Ich persönlich mag die Musik der Dire Straits sehr, vor allem die langen Versionen von Sultans of Swing oder Telegraph Road und die spielt er auf seinen Solokonzerten immer.
Toller Abend! 🙂