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Zoom G1 – Mein erstes Gitarren-Effektgerät

Zoom G1

Zoom G1

Auf dem Sparkurs zu meiner neuen Gitarre bin ich mehr oder wenig zufällig über dieses kleine Wundergerät gestolpert.

Eigentlich wollte ich mir beim letzten Bummel im Wandsbeker Musikhaus ja ein Compressor-Pedal wie etwa den Compressor Sustainer von Boss kaufen. Allerdings kostet dieser einzelne Effekt als massives Bodenpedal schon gut und gerne 70 Euro. Im Grunde wollte ich nur den Sound meiner Gitarre etwas aufpolieren. Und ein Compressor hebt ja bekanntlich die etwas leiseren Töne und senkt die lauteren.  Perfekt und für meine Zwecke, die Gitarre etwas satter klingen zu lassen, völlig ausreichend.

Als ich den aushelfenden Gitarren-Spezialisisten auf das gerade genannte Bodenpedal ansprach, sagte er nur: „Die Zoom-Geräte haben alle einen Kompressor“. Neugierig geworden, wollte ich nun natürlich wissen, wass denn ein Zoom-Gerät sei. Er zeigte mir ein relativ einfach aussehendes Plastikteil im Tupper-Look mit einem groben 2-Stellen-Display, zwei Reglern und zwei – ja was eigentlich – Fußknöpfen. Rein äußerlich mochte ich dem Teil nichts aussergewöhnliches zutrauen. Im Vergleich zu den Boss-Pedalen sieht es lächerlich verarbeitet und alles andere als robust aus.

Für den Hausgebrauch genügt das natürlich, fing ich mich selbst an zu überreden. Eine Bühne werde ich sicherlich in den nächsten Jahren nicht betreten. Ein zweites Argument war für mich der Preis: Für 60 Euro gibt es beim „Zoom G1“ 57 Effekttypen anstatt einem im Falle  des Boss-Pedals.

Auf der Suche nach dem Haken an der Sache fiel mir als erstes der Sound ein. Der kann doch bei diesem Zoom-Ding nicht gut sein, jedenfalls nicht für diesen Preis. Ausprobieren, dachte ich mir und bat den Verkäufer das Zoom G1 einmal anzuschließen und einem Live-Test zu unterziehen. Munter stöpselte der Herr das Zoom G1 zwischen Gitarre und Amp und fing munter drauf los zu spielen. „Du musst hier nur auf Play stellen“ das ist wichtig. Er fing an mit dem Fuß alle vorprogrammierten Programme durchzuschalten. Das was ich hörte, war alles andere als schlechter Sound. Mein Ohr ist sicherlich nicht das best geschulteste, aber ich für meinen Teil hatte rein gar nichts auszusetzen. Schöne Bluessounds wechselten sich mit glasklaren Clean und fetzigen Zerrsounds ab. Die vorprogrammierten Bänke enthalten viele klassische Sounds und Verstärkersimulationen. Von „Steve Lukather“ über den typischen Santana-Klang bis hin zum Metallica „Kirk Lead“ ist alles dabei um auch ohne große Programmierkenntnisse loslegen zu können.

Programmierkenntnisse ist eigentlich das Stichwort. Wenn man seine Sounds gerne selbst in Reihe zusammenbastelt ist das G1 nicht gerade das nutzerfreundlichste Gerät. Über ein sehr einfaches Display werden die einzelnen Sounds angesteuert und über jeweils einen Parameter modifiziert. Speichern und Laden ist dabei der einfachste Part.  Folgende Effekttypen lassen sich miteinander verbinden:

  1. Comp/EFX (Compressor, Wahs, Phaser, etc.)
  2. Drive (Clean, Blues, Crunch, Overdrive)
  3. EQ (Simpler 3-Kanal-Equilizer)
  4. ZNR (Zooms Nebengeräuschreduktion)
  5. Amp (verschiedene Verstärkersimulationen von VOX über Marshall bis Fender
  6. Modulation (Chorus, Flanger, Pitch-Shift, etc.)
  7. Delay (Delay, Echo, Ping Pong) mit einer Delayzeit von bis zu 5000 ms.
  8. Reverb (Hall, Room, Spring, Arena, etc.)

Alle der genannten Effekte sind über einen Parameter nochmals variierbar. Insgesamt also viel einzustellen, für jemanden, der einfach nur loslegen möchte. Und wenn man sich vorstellt das einem das zweistellige Display so kriptische Kombinationen wie („u1“ = Vox Wah) oder („Ac“ = Akustic Simulator) entgegenblendet, weiß man, was man an der mitgelieferten Effektaufschlüsselung in Form einer Visitenkarte hat.

Für mich außerdem ein Kaufgrund: Das eingebaute Stimmgerät. Im Bypass-Modus (= alle Effekte aus) kann man die Gitarre wunderbar stimmen). Mein bisheriges Stimmgerät musste ich immer umständlich mit dem Amp tauschen.

Nette dreingabe aber sicher kein Muss. Das Zoom G1 hat auch einen eingebauten Drum-Computer mit 40 Pattern. Ein Metronom brauchts also nicht mehr.

Fazit: Das Zoom G1 ist für mich ein echtes Goldstück für wenig Geld. Alle wichtigen Effekttypen, Stimmgerät und Drum-Computer in einem, bestechender Klang und viel Raum für eigene Klangexperimente. Einziger Wehrmutstropfen ist die Verarbeitung. Das Plastikgehäuse ist nicht sonderlich robust und deshalb für den Bühneneinsatz nur bedingt zu gebrauchen. Allerdings dürfte das Gerät bei größeren Verstärkern letztlich auch soundtechnisch an seine Grenzen stoßen.

Mein Tipp, was Effektgeräte angeht: Optimales Anfängerteil im Heimgebrauch für wenig Geld.

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Diskussion

3 Kommentare for “Zoom G1 – Mein erstes Gitarren-Effektgerät”

  1. Hi Bernd,

    ich war früher auch einmal auf der Suche nach einer relativ günstigen Alternative zu teuren Bodenpedalen, die meist nur einen Effekt können. Gerade für den Hausgebrauch ist es meist ziemlich blöd eine Armada von Bodentretern und ggf. noch irgendwelche Rack-Effektgeräte rumstehen zu haben.

    Ich habe mich damals für das Zoom G2 Pedal entschieden, da dieses einerseits eine USB-Schnittstelle bot (dadurch kann man deutlich einfacher aufnehmen) und andererseits (wie auch das G1) einige Effekte, einen eingebauten Drumcomputer mit Metronomfunktion und ein Stimmgerät besitzt.

    Damals waren auch von Line6 einige Geräte groß im Kommen (gerade die ersten PODs), welche ich mir eigentlich anschauen wollte. Klanglich waren diese zwar nicht allzu schlecht, aber diese Teile erinnerten mich von der Verarbeitung her irgendwie mehr an Barbie Spielzeug als an ein erstzunehmendes Effektgerät, auf dem man auch mal rumtreten können sollte.

    Wie dem auch sei. Auf jeden Fall habe ich das Zoom G2 immer noch (allerdings momentan nur noch als schnellen Drumcomputer, wenn ich keine Lust habe das Notebook hoch zu fahren und mir dort die Backingtracks abzuspielen) und war auch mehrere Jahre höchst zufrieden. Inzwischen bin ich für die reinen Gitarreneffekte auf das Flagschiff von Zoom, den G9.2tt umgestiegen, da dieses Teil eine deutlich einfachere Handhabung mit mehreren Effekten ermöglicht (4 Taster, die jeweils einen anderen Effekt sofort abrufen können, der wiederrum über zwei weitere Taster modifiziert werden kann), eine bessere Bandbreite an Effekten und vor allem Verstärkern bietet, die man per MIDI auch über eine „virtuelle Gitarrenrack und Bodentreter“-Verwaltung vom PC aus steuern und gemütlich ausprobieren kann und die beiden Röhren, die den Klangcharakter deutlich verbessern.
    Gerade dabei ist mir aufgefallen, dass Einstellungen des Zoom G2 teilweise sehr matschig waren, auf dem Zoom G9 dann auf einmal deutlich differenzierter und teilweise sogar gar nicht mehr so verzerrt waren wie auf dem kleinen Bruder. Was ich an dem G9 schade finde ist, dass es dort kein Metronom/Drumcomputer mehr gibt. Gerade bei diesem Gerät hätten sich da einige Funktionen (z.Bsp. eine Art Backingtrack Speicher) angeboten. Auf der anderen Seite braucht man diese Spielereien auf der Bühne nicht, weshalb sie wohl in der „Profi Variante“ der G-Serie nicht enthalten sind.

    Für dich vielleicht noch interessante Links:
    http://guitarpatches.haax.se/
    http://forum.thestompbox.net/forumdisplay.php?f=18
    http://forum.thestompbox.net/forumdisplay.php?f=24

    Posted by Jörg | Dezember 18, 2008, 17:54
  2. Hallo Jörg,

    vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht. Über das Aufnehmen habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Jetzt wo du es ansprichst, ärgert es mich doch schon ein wenig, dass ich daran gar nicht gedacht habe.

    Was die Bedienbarkeit betrifft, so habe ich mir einmal die Mühe gemacht und ca. 10 Effektketten programmiert. Von Clean über Blues und crunchig bis hin zu stark verzerrt. Mehr Effekte nutze ich derzeit eigentlich nicht, zu mal meine E-Gitarre dank der eher mageren Pickups nun mittlerweile den Klangenpass darstellt.

    Für die Zukunft werde ich das G9 mal genauer ins Auge fassen. Das sieht auf den ersten Blick ganz gut aus, und evtl. gibt es ja eine Weiterentwicklung bis ich zur Tat bzw. zum Kauf schreite.

    Gruß,
    Bernd

    Posted by bernd | Dezember 23, 2008, 13:04
  3. Hi Bernd,

    freut mich, dass du schon die ersten Sachen einprogrammieren kannst.
    Eventuell kannst du um die Klangqualität zumindest akustisch etwas zu verbessern mit einem Equalizer rumspielen. Ich habe auch noch zwei nicht ganz so gute Gitarren rumstehen, bei denen ich das früher meist so geregelt habe. Gerade bei Cleanen Sachen sind die Billig-Fabrikate etwas zu Hochtonlastig, weshalb es gerade bei hohen Tönen mehr „klirrt“ als klingt.

    Wenn du wirklich einmal etwas recht professionelles haben möchtest, dass die einen ehrlichen Klangcharakter wieder gibt ist das G9 auf jeden Fall eine der besten Wahlen. Ich habe es damals bei eBay gekauft. Allerdings ist der Preis inzwischen auch schon auf 380 Euro gefallen (zwar immer noch recht hoch, aber bezahlbar).

    Solltest du also mal wieder über ein „Upgrade“ nachdenken würde ich mir das zu erst anschauen.

    Klanglich gibt es von Boss und Konsorten zwar auch einige recht gute Bodentreter, aber diese sind häufig mit arg sinnlosen Sachen vollgepumpt und teilweise umständlich zu bedienen. Ich war auch von einigen Geräten sehr begeistert und haben Stunden im lokalen Musikhaus verbracht. Aber irgendwann ist mir aufgefallen dass all diese schönen Spielereien zwar erstmal gut klingen, man sie aber nie einsetzen kann (und wenn dann nur für ziemlich kurze Spielereien).

    Mir ist übrigends noch ein wahnsinniger Vorteil des G9 eingefallen: die Pedale. Du hast quasi 3 Pedale zum belegen. 2 Stück in der vertikale und dann das zusätzliche in der horizontale auf einem Pedal. Dadurch lassen sich sehr spacige Sachen (gerade mit WahWah und Flanger) machen. Auch kann man so eins mit Lautstärke, eines mit einem Gain Bereich und eins mit einem weiteren Effekt belegen.
    Also schau dich bisschen um, lass dir Zeit (hast ja erstmal was mit dem du rumspielen kannst).

    Was ich dir noch empfehlen würde ist, dass wenn du etwas größeres Anschaffst, dass du ein Board mit Röhrensystem nimmst. Die klangliche Verbesserung ist enorm, auch wenn es erstmal ungewohnt ist und du das Gefühl hast alles was du vorher gespielt hast war nie sauber (es gibt eben keinen so argen digitalen Matsch mehr, sondern alles sehr differenziert) ;).

    Posted by Jörg | Dezember 23, 2008, 18:24

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