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Hören & Staunen

Pachelbel: Kanon in D – Die Mutter aller Popsongs?

Aktuell wird ja via Twitter, Facebook und co. wieder einmal das Stück  „4 Chords 36 Songs“ von der australischen Klamaukband Axis of Awesome gehypt. Die 3 Musiker beweisen auf eine beeindruckende Art, dass sehr viele Pop-Songs der heutigen Zeit auf der gleichen Akkordfolge basieren. Für einen Neuling der Musiktheorie wie mich ist diese Tatsache einerseits erschütternd. Aber auf der anderen Seite ist das natürlich auch verständlich. Wer unter großem Wettbewerbsdruck einen Top-Ten-Hit komponieren muss, der scheut das Risiko von experimentellen Sounds und den Aufwand, neue Wege zu beschreiten. Der Erfolg spricht für sich. Der Konsument ist im Mainstream auch eher wenig experimentierfreudig. Unterbewusst hören wir also mehr oder weniger immer die gleiche Musik, auch wenn es sich immer auch ein bisschen anders anhört.

Schon fast ironisch ist es dann, dass unter diesen Umständen  immer wieder Plagiatsvorwürfe von Künstlern gegen Künstlern erhoben werden. Dabei ist es ja fast nicht zu vermeiden ähnlich oder stellenweise gleich zu klingen.

Ein Komponist der heutzutage wahrscheinlich allein von Abmahnungen und Anklagen aufgrund von Urheberrechtsverletzungen leben könnte ist Johann Pachelbel. Pachelbel ist quasi der Ralf Siegel des 17. Jahrhunderts. Er schrieb seinerzeit sehr viele Werke für die kirchliche Morgenunterhaltung auf der Orgel. Neben diesem zentralen Schaffen, verfasste er aber auch einen einzigen Kanon mit dem schlichten Namen „Kanon in D-Dur“. Und dieser Kanon, der wohl den meisten beim Zuhören bekannt vorkommen dürfte, bildet die Grundlage für sehr viele Popsongs der heutigen Zeit. Die Akkordfolge, die dem Kanon zugrund liegt ist:

D – A – Bm – F#m | G – D – G – A

Rob Paravonian, ebenfalls wie Axis of Awesome ein Musik-Kabarettist, hat auf einige Künstler entlarvt und zeigt, wer sich bei Pachelbel bedient hat. Hier sein Video:

Die Songs aus dem Video:

  • Vitamin C – Graduation
  • Aerosmith – Crying
  • Coven - One Tin Soldier Blues
  • Blues Traveler – Hook (Danke an Friedegard)
  • Green Day – Basket Case
  • Matchbox 20 – Push
  • Bush – Machinehead
  • U2 – With or Without you
  • Natalie Imbruglia – Torn
  • Avril Lavigne – Sk8er Boy
  • Twisted Sister – We’re not gonna Take it
  • Bob Marley – No Woman no Cry
  • Beatles – Let it be

Und wer immer noch nicht weiß, welcher Kanon gemeint ist, hier das Original:

Teaserbild: © RainerSturm/ PIXELIO

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Diskussion

11 Kommentare for “Pachelbel: Kanon in D – Die Mutter aller Popsongs?”

  1. Toller Beitrag! Wenn ich mich nicht Irre, hat „English Man in New York“ von Sting auch die gleiche Kadenz.

    Liebe Grüße,
    Macks

    Posted by Gitarren-Macks | April 26, 2010, 12:33
    • Hallo Macks,

      vielen Dank für den Hinweis. Das mit „English Man in New York“ kommt hin.

      Schon erschreckend, wie simpel die meisten Songs doch gestrickt sind und doch so schwer zu beherrschen auf der Gitarre.

      Gruß
      Bernd

      Posted by bernd | April 28, 2010, 21:07
  2. Hey,

    die Band vom vierten Song heißt „Blues Traveler“ und nicht nur Traveler.

    Netter Beitrag

    Gruß
    Friedegard

    Posted by Friedegard | Juni 6, 2010, 12:17
  3. Bei Die Firma- Die EIne 2005 ist es am Anfang auch zu hören (:

    Posted by Laura | Dezember 7, 2010, 20:04
  4. Da gibts noch etliche mehr 😀

    -Die Russischische Nationalhymne
    -Go West – Pet Shop Boys
    -Coolio – See you when you get there
    -etc.

    Und alle haben eines gemeinsam: Sie waren erfolgreich.

    Posted by eleven | Februar 20, 2011, 14:26
  5. naturwissenschaftler setzten dies stück auch recht anschaulich zur erklärung der string-theorie (kleinstes teil im universum) ein.

    Posted by mic | März 18, 2011, 20:00
  6. Huhu,

    das Problem vieler Leute meinen immer alles viel zu kompliziert zu machen.
    Mann muss immer überlegen ob man die Musik für sich macht oder für Leute die einfach gerne einfache Musik hören.

    Die meisten erfolgreichen PoP-Songs bestehen aus 3 – 4 Akkorde und die in Rotation mit ner einfachen aber eingängigen Melodie.

    Das hat nicht mit können oder nicht können zu tun, sondern mit kommts an oder nicht.

    Um so mehr Imput ein Mensch beim hören der Stücke bekommt, um so schwerer wir es sich den Song einzuprägen und mit zu singen.

    Ich selbst mag auch viel lieber 4 Akkord-Songs alles andere wird mir zu stressig und wenn ich auf Party lust habe, dann brauch ich einfach kein Jazz oder Dream Theater 😉

    Deswegen mach ich diese I – VI – IV – V Akkord Progression 😉

    Liebe Grüße Matze

    Posted by Matthias Steinhart | Januar 7, 2013, 17:54
  7. Nicht zu vergessen: Tears in Heaven

    Posted by tom | Februar 10, 2013, 13:59
  8. So erschütternd ist das Alles nicht. Eigentlich gibt es primär nur sechs Akkorde pro Tonart. Aber die Harmoniefolge macht keinen Song aus. Eigentlich die Melodie und die Ausgestaltung. So wie aber im Pop die Melodiebildung stattfindet, könnte man bösartig sagen, orginäre Melodien sind da schwierig.

    Posted by Stephan | Mai 14, 2014, 09:33

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