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Lernen & Spielen

Rocksmith: Spielerisch Gitarre lernen, geht das wirklich?

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„Gitarre lernen ist anstrengend, zeitaufwändig und erfordert viel Disziplin.“ So oder so ähnlich hat das vielleicht jeder schon mal von Euch von einem Gitarrenlehrer oder einem erfahrenen Gitarristen gehört. Leider sind anstrengend und zeitaufwändig nicht gerade die Attribute, die man hören möchte, wenn einen die Motivation gepackt hat und Disziplin ist nicht gerade das, was sich nach Spaß anhört.

In erster Linie sollte Gitarre spielen und lernen nämlich genau eins machen: Spaß.

Ab einem gewissen Niveau kann man in einer Band oder in einer Combo spielen und somit den Spaßfaktor gehörig anheben. Alleine das Zusammenspiel ist eine großartige Erfahrung. Wenn man allerdings gerade am Anfang steht und nicht so recht weiß, wie man am schnellsten Fortschritte erzielen soll, ist doch häufig mehr Frust als Lust angesagt.

Wen verwundert es da, dass im Zeitalter des Internets und der Technologie ein Softwarehersteller um die Ecke kommt und verspricht, dieses Dilemma für alle Gitarrenanfänger zu lösen.

Der schnellste Weg, Gitarre zu lernen?

Wie man an der Aktualisierungsfrequenz meines Blogs unschwer erkennen kann, hänge ich seit einiger Zeit in einem Motivationsloch fest. Zum einen was das Gitarrespielen angeht und zum anderen leidet darunter natürlich auch das Schreiben im Blog. Um genau aus diesem Motivationsloch wieder herauszumanövrieren, habe ich mir jetzt Rocksmith zugelegt.

Rocksmith ist eine Gitarrensoftware, die einem salopp gesagt ermöglicht, Guitar-Hero mit einer richtigen, echten Gitarre zu spielen. Ich war schon immer großer Guitar-Hero- und Rockstar-Fan. Das Konzept als Pseudo-Gitarrist in einer echten simulierten Band den Takt anzugeben, find ich grandios. Es macht einfach riesigen Spaß, einen Song auf diese Art und Weise zum Leben zu erwecken. Nur das Pseudo war halt immer irgendwie blöd.

Als ich gelesen habe, dass es nun also auch mit einer handelsüblichen Gitarre funktioniert, habe ich mir die Software (via Steam) und das notwendige Realtone-Kabel gekauft. Letzteres benötigt man, um die Gitarre mit dem PC/Mac oder der Playstation zu verbinden. Leider ist man auf das Original-Kabel angewiesen, insbesondere, wenn man wert darauf legt, dass es keinen Delay zwischen Anschlag und Sound gibt.

Gamification und Suchtfaktor

Rocksmith hat mich ziemlich schnell gepackt. Man merkt sehr früh, dass die Software von bzw. mit Gitarristen entwickelt wurde. Die Installation funktioniert denkbar einfach. Software z.B. via Steam auf Mac und PC installieren, Realtone-Kabel anschließen, Kopfhörer auf und es kann losgehen.

Die Auswahl der Songs kann sich sehen lassen und ja – die Frage ist berechtigt- es sind alles Originalsongs.  Folgend ein paar Beispiele

  • Aerosmith – Walk this Way
  • Arctic Monkeys – R U Mine
  • Joe Satriani – Satch Boogie
  • und viele mehr

Die Liste der verfügbaren Songs kann man sich nun nach z.B. Schwierigkeitsgrad oder Fortschritt sortieren.

Wählt man nun die Funktion „Lerne einen Song“. Startet man auf der einfachsten Stufe. Das bedeutet, dass man zunächst nur ausgewählte Grundtöne spielt, allerdings schon auf den richtigen Bünden. Macht man dabei wenige Fehler steigt der Schwierigkeitsgrad. Die Geschwindigkeit bleibt immer auf Originalniveau, alles andere würde den Klang des Songs und damit den Spaß verzerren. Jeder Song ist in verschiedene Sektoren unterteilt, deren Schwierigkeitsgrad sich dynamisch an das jeweilige Können anpasst. Mit der Zeit steigt also die Anzahl der Noten und Akkorde vervollständigen sich langsam über den Grundton zur Terz, Quinte und Oktave. Außerdem kommen Legatos wie Bendings, Slides, Hammer-Ons und Pull-Offs dazu. Parallel misst die Software, wie viele Noten wir korrekt am Stück spielen und wie viel Prozent der Gesamtnoten wir treffen. Hat man hie 100% erreicht ist der Song gemeistert. Anschließend hält das Tool den Meister-Modus parat, der dann die Noten langsam ausblendet, so dass man den Song aus dem EffEff spielen muss bzw. kann.

Das Konzept motiviert ungemein. Ich erwische mich dabei, wie ich ein und denselben Song bis zu 10 mal am Stück hintereinander spiele. Nach jedem Durchgang macht Rocksmith Vorschläge, wie man das bisher gelernte verbessern kann. So empfiehlt die Software z.B. einen bestimmten Akkord noch mal zu üben oder sich ein Video zur Slide-Technik noch einmal genauer anzuschauen.

Riff-Repeater für schwierige Riffs

Riff Repeater

Ab einem bestimmten Punkt verbessert man sich kaum noch, in dem man immer den kompletten Song von vorne bis hinten durchspielt. Verschiedene schwierigere Passagen müssen einfach separat geübt werden. Dafür hält Rocksmith ein wertvolles Feature bereit, den so genannten Riff-Repeater. Man kann während eines laufenden Songs ein bestimmtes Segment ansteuern und dort dann Schwierigkeitsgrad und Geschwindigkeit so justieren, dass man intensiv daran üben kann. Selbst Passagen, von denen man denkt, sie niemals meistern zu können, lassen sich mit ein wenig Übung und Geduld (ja hier jetzt leider nicht immer nur Spaß) bewältigen.

Theorie-Videos, Skill-Spielchen und Jammin‘

Rocksmith - Tuner


Neben dem Lern-Modus bietet das Tool auch diverse Videos, die einem von Grundlagen hin zu fortgeschritteneren Themen die Techniken des Gitarrespielens näher bringen. Die Videos beinhalten auch immer Passagen, die man direkt nachspielen soll, so dass auch hier das Lernen nicht nur auf das Hören und Sehen beschränkt bleibt. Besonders witzig finde ich die Idee, verschiedene sonst langweilige Übungsaufgaben wie Akkorde zu pauken oder Legatos zu üben, in kleine Spielchen zu verpassen. So kann man z.B. im Spiel „Score Attack“ mit erfolgreich angeschlagenen Akkorden, Raumschiffe abschießen und Punkte sammeln. Das motiviert ungemein.

Frische Songs und Song-Packs via Download

Die Liste der verfügbaren Songs ist schon recht lang, aber irgendwann stellt sich dann vielleicht doch eine Art Gewöhnung ein und es dürstet nach neuen Songs. Hierfür stellt der Hersteller immer wieder Songs und Songpacks als Download-Content zur Verfügung. Leider gibt es wohl ein Kompatibilitätsproblem zwischen Songs und Songpacks der vorherigen Version Rocksmith mit der jetzigen Rocksmith 2014.

Latency bzw. Lags

In einigen Foren und z.T. auch bei den Produktbewertungen wird auf Lags bzw. Latency zwischen Anschlag und Ton im Ohr hingewiesen. Ich habe damit bisher keine Probleme gehabt. Es kann natürlich sein, dass bei einigen Konfigurationen solche Phänomene auftreten. Hierfür stellt das Tool aber auch die Möglichkeit bereit, eine entsprechende Anpassung im Tool vorzunehmen.

Fazit

Rocksmith wirbt damit, nachgewiesener Maßen der schnellste Weg zu sein, Gitarre zu lernen. Ob das der Wahrheit entspricht, kann ich schwer sagen, da ich kein Anfänger mehr war, als ich mit Rocksmith gestartet bin. Allerdings ist es für mich eine unheimlich spaßige Art und Weise mehr oder weniger regelmäßig wieder zur Klampfe zu greifen. Neben meinen regelmäßigen Jam-Sessions kommt damit auch langsam wieder die Lust zurück, über meine Erfahrungen in diesem Blog zu schreiben.

Rock on!

Bernd

PS: Eins ist mir noch wichtig, da es möglicherweise den Anschein macht. Der Beitrag ist weder gesponsert noch verwende ich Affiliate-Links oder ähnliches. Ich mag Rocksmith tatsächlich 🙂

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Diskussion

15 Kommentare for “Rocksmith: Spielerisch Gitarre lernen, geht das wirklich?”

  1. Schönes Fazit und schöne Seite übrigens. Ich selber habe erst mit Rocksmith überhaupt zur Gitarre gefunden, mit 37 und sogar eine eigene Seite darüber. Man kann mit Rocksmith bestimmt viele Grundlagen lernen und ein noch besseres Fingertraining ist es allemal. Wenn damit jemand tatsächlich Gitarre spielen gelernt hat, handelt es sich m. E um eine Ausnahme. Ich selber habe das Spielen mittlerweile aufgegeben und lerne lieber „richtig“

    Gruß Lars

    Posted by Gitarrengames Lars | Januar 10, 2015, 09:52
  2. Hi, wirklich ein sehr interessanter Beitrag. Es gibt wirklich mit der neuen Technik immer mehr Mittel und wege schnell und einfach – wie hier Gitarre – ein Instrument zu lernen. Habe mich auch gleich ein wenig über die Software informiert und war überrascht, das man den Spaß für unter 100,-€ haben kann.

    Posted by Klaus | Januar 15, 2015, 16:13
  3. Hallo liebe Blogger,
    ich habe gerade erst angefangen Gitarre zu spielen. Ich habe ebenfalls einen Onlinekurs gebucht. Dieser ist sehr ähnlich wie Rock-Smith. Aber nach diesem tollen Tutorial hole ich mir beides 🙂

    Freue mich schon so sehr bald wie Jimi Hendrix und Eric Clapton Gitarre zu spielen 🙂

    Posted by Manuel Müller | Februar 18, 2015, 15:12
  4. Hallo,

    sehr interessanter Artikel ich bin auch gerade dabei Giattre spielen zu lernen und habe mir diese Software gekauft und bin sehr überrascht was man
    mit diesem Programm alles machen kann und für das was man da bekommt hält sich der preis auch in Grenzen. Ich bin dadurch schon viel besser beim spielen geworden. Guter Blog macht spaß deine Beiträge zu lesen.

    Es grüßt Leo

    Posted by Leo | Januar 18, 2016, 16:33
  5. Hallo,

    schöner und sehr informartiver Artikel! Gitarre lernen ist gar nicht so schwer, wie viele immer sagen. Ich empfehle allen Beginnern: am Anfang auf jeden Fall eine Stagg Gitarre kaufen! Die sind nicht so teuer und hochwertig gefertigt. So macht das Gitarre lernen gleich noch viel mehr Spaß!

    Gruß

    Gitta

    Posted by Gitarre kaufen | Februar 5, 2016, 10:05
  6. Spaß ist auch meiner Meinung nach der wichtigste Faktor beim Erlernen eines neuen Instrumentes. Es bringt nicht viel den Schüler, bevor er überhaupt das Instrument in der Hand hatte, einzuschüchtern und zu demotivieren mit den klassischen Sprüchen. „Es sei zeitaufwändig, viel Arbeit, viel Disziplin.“ Man sollte in Menschen die Motivation locken, und versuchen Freude an der Sache zu wecken.

    Ich habe auch sehr gerne Rockstar gespielt und obwohl es nicht viel mit echtem Gitarrespielen zu tun hatte war es echt eine Freude. Man hatte das Gefühl man würde echte Musik machen. Und ich finde es echt erstaunlich wie viele Möglichkeiten es heutzutage gibt, um sich das Gitarrespielen beizubringen. Auf guitar-tv.de kann mich mit Hilfe von kostenlosen Videos sich das Gitarrespielen bei bringen. Finde ich eine echt tolle Möglichkeit. Somit braucht man nur eine Gitarre und Internet und schon kann mal loslegen.

    Musik hat mich schon immer fasziniert und ich freue mich wenn andere Menschen das auch tun!

    Posted by Angelina | Juni 2, 2016, 14:46
  7. Ich habe leider bisher kein Set mit E-Gitarre für Windows gefunden, weil ich diese Software auch gerne mal ausprobieren würde.
    Letztendlich weist mich aber solch eine Software auf das Problem hin, eine motivierende Übeumgebung für zu Hause schaffen. Als einzelner Lehrer ist man meistens technologisch überfordert, etwas zu basteln, was Schüler vernünftig bedienen können. Kommerzielle Angebote zu unflexibel als das man sie in seinen Unterricht einbauen könnte.

    Posted by Stephan | September 5, 2016, 11:32
  8. Ich wollte Rocksmith in meinen Gitarrenunterricht einbinden, gerade weil ich den Spassfaktor hoch gewichte: Üben soll und darf Spass machen – soll nicht hart sein.
    Allerdings ist es sehr ineffizient. Der Schüler würde zu viel Zeit mit dem Spielen verbringen und man müsste dabei auch kleine Detailkritiken anbringen können.

    Praktisch ist es auch unmusikalisch, wenn man einfach jede 10te Note spielt und später mehr Noten, bis man alle Noten der Phrase spielen kann. Klar, das ist toll, weil man schnell mitspielen kann. Aber um eine Phrase sauber spielen zu können, ist es viel besser sie langsam Note für Note einzustudieren, sodass auch der musikalische Ausdruck schnell mit einstudiert wird. Wenn man die Noten nicht zusammenhängend einübt, ist zuerst mal keine sinnvolle Phrasierung, die der schlussendlichen Lösung entspricht möglich.

    Spassfaktor ist cool, hat mich auch etwas gepackt – aber das Versprechen, es sei die „beste“ oder „schnellste Art“ Gitarre zu lernen ist einfach bloss eine Marketingaussage – so wie wir sie bei jedem zweiten Kurs im Internet finden.

    Posted by Oliver Leu | Oktober 16, 2016, 18:09
  9. Hallo Gitarreneinsteiger und Interessierte!
    Ich finde auch das Rocksmith ein toller Weg ist, zu Üben und Spaß am Gitarre spielen zu haben oder wieder zu erwecken. Allerdings finde ich, dass man nicht zu viel erwarten sollte. Nur weil man das Spiel kauft, heißt das nicht gleichzeitig auch ohne Mühe zum krassen Gitarristen zu werden. Disziplin und Geduld sind auch bei diesem Weg immer noch Voraussetzung! Trotzdem natürlich ein cooles Tool zum Üben. Ich überlege es mir zum Spaß auch mal zu holen.

    Posted by Hannes | Dezember 4, 2016, 16:02
  10. Hi Bernd, interessantes Review. Habe Rocksmith bis jetzt noch nicht genutzt, aber einen Versuch scheint es wirklich wert zu sein!

    Spannend finde ich, wie die Digitalisierung auch heutzutage (positiven) Einfluss auf „traditionellles Handwerk“ wie das Gitarrenspiel nimmt.

    VG
    Luca

    Posted by Luca Boe | Dezember 4, 2016, 18:08
  11. Echt cooler Artikel 🙂 Ich selbst bin auch sehr Musikbegeistert und spiele seit Jahren Gitarre und Keyboard/Piano.

    Damals habe ich mir alles selbst beigebracht, aber heute hat man einfach viel coolere Möglichkeiten und Unterstützungen, als vor ein paar Jahren.

    Posted by Keyboard Kalli | Januar 10, 2017, 09:17
  12. Echt guter, sehr ausführlicher Beitrag. Und coole Seite übrigens!

    Ich frage mich, ob es mittlerweile noch mehr Tools wie Rocksmith gibt. Der Beitrag ist ja doch ein bisschen älter… *grübel*

    Kommen eigentlich noch neue Beiträge? Würde mich freuen, denn die Qualität ist top.

    Liebe Grüße
    Tobias

    Posted by Tobias | April 29, 2017, 15:02
  13. Online Kurse sind richtig cool. Eigentlich hat es ja ein wenig mit dem Guitar Hero auf der Playstation begonnen und wird jetzt in der Oberfläche ähnlich von richtigen Portalen wie Rock Smith angeboten. Preis finde ich okay. Natürlich ist es schon was anderes, wenn man einen richtigen professionellen Lehrer hat, aber eine Alternative alle Mal.

    Posted by Jörg | Juni 7, 2017, 13:52
  14. Ich Persönlich kann nur sagen, dass es für viele bekannte von mir funktioniert hat mit Apps und Onlinekursen Gitarre zu lernen.

    Posted by Aaron | August 13, 2017, 19:25
  15. Witzige Sache. Ich bin ja ein großer Fan davon neue Technologien zu nutzen zu Gitarre zu lernen. So eine spielerische Herangehensweise hilft sicher mit etwas mehr Motivation an das Thema Gitarre lernen ran zu gehen.

    Posted by Robin | Januar 15, 2018, 20:18

Antworte auf Gitarrengames Lars